Sonntagspaziergang
Ich bin so frustriert, so hoffnungslos, so verzweifelt, dass ich mich wie ein wundes Stück Elend fühle. Schreiben darf ich auch nicht. Das Vorhergeschriebene hat Klemmnülle einfach wieder gelöscht und ich sitze wieder vor einem leeren Stück Schreibfeld.
Alles was mir ein wenig gut tut gönnt mir diese Ratte einfach nicht. Aus meinem Zauberwald hat der einen Sterbewald gemacht, der von abgestorbenen Bäumen, deren Blätter zerfressen und umsponnen wurden, nur so wimmelt. Keiner scheint das zu sehen. Die einzige der das Herz dabei blutet bin ich, besonders auch beim Anblick meiner Lieblingsbuche.
Wie lange wird das noch so gehen. Sicher bis ich 60 bin und wie ich das bis dahin ertragen kann...niemanden interessiert es.
Der Nachbarsjunge fährt mit seinem dummen Freund mit dem Fahrrad am Laden vorbei und der Dumpfbacken- Freund ruft "Nutte" und sieht zu mir, die ich zufällig am Fensterregal Schuhe sortiere. Es wird immer dümmlicher und gemeiner. Und immer lächeln sie während sie ihre Hiebe verteilen.
Gestern ist es schön draußen gewesen. Es hat zwar ein wenig genieselt, was aber nicht tragisch war. Wie im April. Ich genoss das Laufen und die Begegnung mit den Tieren unterwegs.
"Willi Hummel" der Imker wollte, dass ich ihn mitnehme, aber für wie blöd hält mich diese Hummel eigentlich.
Ich lasse mir doch durch sein Psychogequatsche nicht die Natur verderben.
Ich musste leider ablehnen und erklärte höflich, dass ich einfach mal allein sein muss, nach dem täglichen Radau im Laden. Da gibt es weiß Gott schon genug Mobbing.
Heute im Wald kommt so ein Blondblödchen mit Hund auf mich zu, lächelt mich an und macht die übliche Geste, bei der mich langsam der unwiderstehliche Drang heimsucht endlich einmal zuzuschlagen, ich frage sie ironisch : Ob es denn wirklich so schlimm ist wie sie aussieht ?" Ihr blöder, blauäugiger Köter glotzt mich friedlich an. Ich kann nicht anders als das böse Wort (Tourette) mit "Hinterfo...." laut und aus ein wenig Entfernung zu sagen und ich verfluche diese gemeine Kuh! Möge ihr nichts mehr gelingen! Möge sie das Pech auf all ihren Wegen einholen, damit sie ahnt wie es sich anfühlt so zu leben wie ich !
Von den anderen Ärschen will ich nicht berichten. Ich bin wieder kurz vorm Heulen gewesen. Also gehe ich und gehe und merke wie vielleicht zu der Romantik auch ein wenig der Wunsch nach Weglaufen, einfach den ganzen Dreck hinter sich lassen, eine Rolle spielen könnte !
Was wird der wohl als nächstes tun ? Einen Windpark in das wunderbare Panorama stellen lassen? Einen Atommeiler noch näher vor die Tür? Was an perfidem Dreck hat der noch in Petto, nur um mir aber auch jedes bisschen Leben kaputt zu machen, egal wie anspruchslos ich bin !
So lief ich also durch die schöne Natur, ließ mich vom Regen nicht stören, so wie auch meine kleinen Freunde nicht, die mich auf allen Wegen grüßten. Die Sonne kam wieder hervor und lachte mich unschuldig an. Und ich ging ganz hinauf auf den höchsten Punkt, den "Mount Everest" meiner Gegend sozusagen, der allerdings nicht erklettert werden muss, sondern steilwegig erarbeitet, was mir eine Freude war.
Als ich oben angekommen bin sah ich wieder dieses wunderbare Panorama, schöner kann es in der Toskana auch nicht sein ! Leider fängt meine Kamera es nicht originalgetreu ein, denn der Hintergrund ist immer blaustichig, während er in Wirklichkeit das schönste Grün aufweist, wie der Vordergrund.
Blöd allerdings von mir, dass ich einen anderen Rückweg ausprobieren wollte, der mich dann mitten in ein grünes, nasses Kornfeld führte, durch welches ich mich hindurchpflügen musste. Zwischendurch zeigten mir der Bussard und die Schwalben die Richtung an. Aber die kannte ich auch so, denn einige markante Stellen konnte ich durch das Kornrauschen sehen. Ich bin völlig an den Füßen durchnässt wieder auf dem Pfad der Tugend gelandet und sah wie sich in der Ferne schon wieder ein Regenguss zusammenbraute. Der Himmel verdunkelte sich dramatisch, während mein Panorama zur Linken noch den schönsten Sonnenschein zeigte.
Ein paar Verrückte kamen mir entgegen und schienen auch nicht vom Donnergrollen sonderlich beeindruckt zu sein. Mich hingegen beeindruckt Gewitter auf freiem Feld immer sehr. Da bekomme ich schnelle Füße, um mich aus der Grollzone möglichst schnell herauszubringen. Ich weiß ja: Graben suchen, hineinknien und die Arme um die Beine schließen und hoffen, dass es schnell ein Ende nehmen möge.
Gewitter kam nicht, dafür ein kräftiger Regen, bei dem ich einmal mehr wieder feststellen konnte, dass diese Regenjacke so dicht wie ein normaler Pullover gewesen ist. Mit anderen Worten, sie ließ wie immer alles Nass freundlich auf meine Haut durch. Das betraf dann aber doch nur Kopf und Schultern und natürlich die Hose und Schuhe. Also schnell nach Hause und umziehen. Ich hoffe, dass ich am Mittwoch wieder ein wenig mehr Genuss haben darf und in aller Ruhe das Panorama genießen darf...bis er auch das verschandelt hat !
Da ich heute auch die Fotos nicht hochladen darf, hier erst einmal ein Link zum Sehen was ich Schönes gesehen habe:
https://www.flickr.com/photos/51536829@N03/13975366440/in/photostream/lightbox/
blaumeisenbaby wartet auf fütterung
sachmed - 12. Mai, 17:09
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